Warum lebe ich Zero Waste?

Ein Gastbeitrag von Lorraine Wenzel
Marketingleiterin und Pressesprecherin von Zero Waste Austria

Zero Waste (dt. Null Müll) ist eine Bewegung, die es sich zur Aufgabe macht, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren und dabei einen schonenden Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen zu pflegen. Zero Waste ist ein Lebensstil, eine Philosophie, eine Einstellung. Zero Waste ist etwas Fassbares, etwas das man angehen kann.

Am Anfang war das Plastik

Meine Zero Waste Reise hat wie bei vielen anderen mit einem begonnen: Der Angst vor dem Plastik. Ich wollte weder dazu beitragen, dass sich Schildkröten im Meer mit Plastikbeuteln strangulieren, noch wollte ich, dass Mikroplastik durch meine Kosmetika im Abwasser landen und schon gar nicht im menschlichen Organismus. Also beschloss ich, damit ist jetzt Schluss. Jetzt und sofort.

Mein nächster Einkauf im regulären Supermarkt endete mit einem Nervenzusammenbruch, bei dem ich heulend zwischen den Regalen stand und festgestellt habe, ich kann nie wieder etwas essen, weil einfach alles verpackt ist. Ich ging. Ohne etwas einzukaufen….

 Ich erkannte:

Es geht nur Schritt für Schritt.

Es geht nur langsam und es geht nur mit Achtsamkeit. Es geht um Alternativen. Aber diese Alternativen muss man erstmal finden. Also habe ich mich auf die Suche begegeben: Zunächst nur auf die Suche nach Dingen, die nicht in Plastik verpackt sind und kein Mikroplastik enthalten. Genau das heißt aber auch Recherche und desto mehr man recherchiert, desto mehr man weiß.

Ich habe mich der Zero Waste Bewegung verschrieben, weil Abfall etwas ist, dass man anpacken kann. Es ist greifbar, messbar, analysierbar. Es ist reduzierbar bis auf ein Minimum. Ich. Kann. Etwas. Tun. #yourimpactmatters.

Minimum ist das Stichwort hier und mit dem kam die zweite Einsicht:

Die Null ist eine Utopie.

Wir, in unseren Industrienationen, leben in einer Welt, in der es schlichtweg nicht möglich ist, keinen Müll zu produzieren. Hier kommt die dritte Einsicht:

 Um Zero geht es überhaupt nicht.

Es geht um so viel mehr. Es geht darum, dass ich mit meinem Lebensstil das Gefühl habe, Teil etwas Größerem sein zu können. Etwas beitragen zu können. Wirklich etwas zu bewegen.

Zero Waste ist ein Synonym. Ein Synonym für einen nachhaltigen Lebensstil - in sämtlichen Bereichen.

Die 5 R’s der Zero Waste Bewegung

Es gibt in der Zero Waste Bewegung die 5 Leitwörter Refuse, Reduce, Reuse Recycle, Rot, die Bea Johnson, Gründerin der Bewegung, in Pyramiden-Form gebracht hat. Sie nehmen in ihrer Wichtigkeit, von oben nach unten ab.

5R Pyramide von Zero Waste

Rot = verrotten/kompostieren

Praktisch heißt das: Wenn du schon Abfall machst, sieh zu, dass er entweder in der Biotonne landet, auf dem Komposthaufen oder, wie in meinem Fall, in der Wurmkiste.

Recycle = wieder verwerten

Praktisch heißt das: Wenn du Abfall machst, musst du wissen, welche Rohstoffe du da gerade verbrauchst, wo du sie so entsorgst, damit sie auch wirklich recycelt werden.

Recycling beinhaltet so viel Wissen, dass ich persönlich es einfacher finde, keinen Müll zu machen, als am Ende herausfinden zu müssen, ob Kunststoff XY jetzt wirklich recycelt werden kann …

Reuse = wiederverwenden

Wenn du Müll machst, versuche ihn so lange wiederzuverwenden wie möglich. Ein Brot-Sackerl kann man zum Beispiel für den unverpackten Einkauf nutzen, das Plastik vom Toilettenpapier als Müllbeutel, den Kaffeesatz als Hautpeeling, ein altes Shirt wird ein Putzlappen oder ein Stoffbeutel, das TetraPak wird zum Pflanzkübel, das alte Glas zum Aufbewahrungsbehälter...man muss einfach nur kreativ werden.

Reuse_verwende Dinge einfach wieder

Für mich heißt reuse, use your network. Wenn du etwas brauchst, frag im Freundeskreis, frag deine Nachbarn, frag bei Facebook. Das führt nicht nur dazu, dass man weniger Ressourcen verschwendet, sondern auch, dass man wieder in Kontakt kommt.

Refuse and Reduce = ablehnen und reduzieren

Praktisch heißt das, nein zu sagen. Nicht nur zu Produkten, die verpackt sind, sondern auch zu Dingen, die unter unfairen, nicht ökologischen Bedingungen produziert werden. Vielleicht sogar zu Dingen, die nicht regional oder lokal hergestellt werden. Geht man noch einen Schritt weiter, heißt das auch, Sachen abzulehnen, die sich negativ auf den ökologischen Fußabdruck auswirken z.B. Kohlestrom oder Autofahren, wenn es nicht wirklich nötig ist…

Für mich heißt das auch, ich reduziere Stress. Stress, der dadurch ausgelöst wird, dass wir immer höher, weiter, schneller denken. Mehr brauchen und mehr wollen.